Die Behandlung hormoneller Störungen

Bereits geringfügige Störungen im Hormonsystem haben weitreichende Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. Diese Auswirkungen können sich durch die unterschiedlichsten Beschwerden an den verschiedensten Körperregionen zeigen.

Das Hormonsystem ist ein Netzwerk aus Drüsen und Zellen, verstreut im menschlichen Körper. Die Aufgabe dieser einzelnen Organe und Zellen (u.a. Hypophyse, Schilddrüse, Pankreas, Eierstock und Hoden) ist in erster Linie die Produktion und Absonderung von Hormonen – den Botenstoffen des menschlichen Körpers.

Das System als Ganzes hat jedoch weitaus komplexere Funktionen zu erfüllen. Mittels den Hormonen werden zahlreiche Abläufe im Organismus beeinflusst. Wachstum, Stoffwechsel, geistige Aktivität, Fortpflanzung und viele weitere, sind hormonell gesteuert. Somit ist das Hormonsystem in den unterschiedlichsten Bereichen des Organismus involviert und eine der wichtigsten «ausführenden Organe» der Regulation.

Im Sinne der Selbstähnlichkeit könnte man das Hormonsystem als eine körperlich manifestierte Form der Regulation betrachten. Während die Regulation auf der tiefsten Ebene des Organismus agiert, liegt das Hormonsystem sozusagen darüber und erfüllt spezifischere Funktionen.


Welche Konsequenzen haben Störungen im Hormonsystem? Dazu einige verbreitete Krankheitsbilder in Kürze:

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Die Schilddrüse produziert übermässig Schilddrüsenhormone (Thyroxin – T4 und Trijodthyronin – T3). Diese Hormone haben einen «aktivierenden» Einfluss auf unterschiedliche Organe und Abläufe, daher verursacht eine Überproduktion: Nervosität und Unruhe, Gewichtsverlust (trotz Heisshunger), Schweissproduktion, erhöhten Puls etc.

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Die Schilddrüse produziert unzureichend Schilddrüsenhormone (T4 und T3). Hier fehlt der «aktivierende» Einfluss und es folgen: Müdigkeit und Schwäche, Gewichtszunahme, Verstopfung, verlangsamter Puls etc.

Diabetes mellitus
Die Bauchspeicheldrüse produziert zu wenig Insulin (Typ-1-Diabetes) oder die Körperzellen reagieren nicht mehr auf das (in ausreichender Menge vorhandene) Insulin (Typ-2-Diabetes). Die Folgen: Müdigkeit, Schwindel, vermehrter Durst und Harndrang, Juckreiz, Infektanfälligkeit etc.

Beschwerden im Klimakterium
Kein klar definiertes Krankheitsbild, aber sehr häufig anzutreffen, sind Beschwerden in den Wechseljahren. Der Übergang von der fortpflanzungsfähigen Phase zur nicht-fruchtbaren Phase des Lebens ist bei Frauen natürlich, jedoch verläuft die Umstellung häufig beschwerlich. Der Hormonhaushalt nimmt oft jahrelang kein stabiles Gleichgewicht ein. Zwei Drittel der Frauen leidet an Beschwerden während dieser Zeit.
Einige der typischen Beschwerden sind: Hitzewallungen, Schweissausbrüche, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, psychische Veränderungen (z.B. Reizbarkeit, Verletzlichkeit oder Depressionen).

Wie man sieht, können sich Beschwerden in jedem Bereich des Körpers zeigen, einschliesslich der Psyche. Ursache ist der ausgedehnte Einfluss des Hormonsystems auf alle Körperregionen. Daher kann ein hormonelles Ungleichgewicht ausserordentlich verschiedene Beschwerden hervorrufen. Erst wenn sich das Gleichgewicht wieder einfindet, vergehen die Beschwerden – unabhängig davon wo sie sich befinden und welcher Art sie sind.

Hier kommt die Homöopathie ins Spiel – die Behandlung von Regulationsstörungen und die Wiederherstellung des inneren Gleichgewichts im menschlichen Organismus gehören zu ihren Grundprinzipien. Um erfolgreich zu behandeln, ist es notwendig, mehr als nur die Diagnose der Krankheit zu kennen (Hypothyreose, Diabetes etc.). Die individuelle Ausprägung des gesamten Gesundheits- bzw. Krankheitszustandes des einzelnen Patienten muss dazu erfasst werden.

Im Falle von hormonellen Störungen wird es so es möglich, die Regulationsstörung zu identifizieren, die den gestörten Hormonhaushalt erst hat entstehen lassen. Als Beispiel folgen drei sehr unterschiedliche Ausprägungen von Wechseljahresbeschwerden und die homöopathischen Arzneimittel welche für solche Zustände indiziert sein können.

  • Patientin, 53 Jahre
    Leidet an Hitzewallungen, besonders im Gesicht, begleitet viel Schweiss und hohem Blutdruck.
    Sie schreckt häufig aus dem Schlaf auf, mit Atemaussetzern, und hat das Gefühl zu ersticken. Abdecken und Entkleiden, lindert die Atemnot. Der Zustand tritt immer dann auf, wenn sie auf der linken Seite schläft bzw. erwacht.
    Weitere Beschwerden: linksseitige Kopfschmerzen und ein Hautausschlag mit purpurner Färbung.
    Sie empfindet ein allgemeines Unwohlsein bei heissem Wetter und sonstiger Hitze und hat eine Verschlimmerung aller Beschwerden im Frühling. Sie erträgt weder Enge noch Berührung am Hals.
So ein Fall lässt einen Homöopathen an das Arzneimittel «Lachesis muta» denken.

  • Patientin, 46 Jahre
    Frühes Auftreten der Menopause. Sie leidet an Hitzewallungen, die, falls sie während dem Aufenthalt in einem warmen Zimmer auftreten, Atemnot verursachen. Die Patientin muss in diesem Fall unverzüglich an die frische Luft.
    Sie kann nur mit offenen Fenster schlafen und streckt vor Hitze häufig die Füsse unter der Decke hervor.
    Sie hat ein allgemeines Unwohlsein in der Sonne, Unverträglichkeit von Fett und schwerem Essen und ist durstlos.
Hier scheint das Arzneimittel «Pulsatilla pratensis» angezeigt.

  • Patientin, 50 Jahre
    Schweissausbrüche mit Frösteln, besonders nachts. Die Patientin leidet öfters an Harninkontinenz beim Husten, Lachen oder Niesen. Regelmässig auftretende Kopfschmerzen links, über dem Auge.
    Weiterhin bestehen Übelkeit und ein Leeregefühl im Magen, das durch Essen nicht gebessert wird. Sie hat das Gefühl, etwas im Unterbauch würde «herab drängen».
    Die Patientin hat eine allgemeine Abneigung gegenüber Kälte, fühlt sich aber sehr wohl nach intensiver körperlicher Anstrengung wie Joggen oder Tanzen.
Dieses Beschwerdebild weist stark auf «Sepia succus» hin.

Die homöopathische Behandlung einer Regulationsstörung welche der hormonellen Erkrankung zugrunde liegt, hat unmittelbare Auswirkungen auf das Gleichgewicht des Hormonsystems. Daher kann die Behandlung, besonders wenn sie während dem funktionellen Stadium der Erkrankung, d.h. vor Entstehung organischer Schäden, durchgeführt wird, relativ schnell zu Erfolgen führen. Dafür ist es notwendig, wie bei jeder anderen homöopathisch behandelten Krankheit, das gesamte Krankheitsbild individuell zu erfassen.